Man sieht einen Mitarbeiter der in den Isolator eingeschleust ist bei der Produktion von thalidomid Kapseln

Thalidomid

Der Wirkstoff Thalidomid war bereits in den 50er- und 60er-Jahren bekannt. Er wurde damals als Beruhigungs- und Schlafmittel, aber auch als Mittel gegen Morgenübelkeit bei Schwangeren eingesetzt. Leider erkannte man erst zu spät, dass er – obwohl in anderen Bereichen hoch wirksam – auch für Fehlbildungen der Gliedmaßen bei Neugeborenen (Contergan®) verantwortlich war. Die Reaktion war, ihn gänzlich vom Markt zu nehmen. In der Folge war Thalidomid Jahrzehntelang nahezu völlig aus dem Fokus der Pharmazie verschwunden. Erst im Laufe der 1990er Jahre begannen Wissenschaftler sich wieder mit dem Wirkstoff zu beschäftigen. Denn was viele nicht wissen: Ganz abgesehen von seiner beruhigenden Wirkung, die ursprünglich im Fokus stand, zeigt er eine ausgeprägte Hemmung des Wachstums bestimmter Tumorarten (Antineoplastische Wirkung, Angiogenesehemmung, ausgeprägte Entzündungshemmung). Auch besitzt Thalidomid eine Wirksamkeit gegen Lepra, wo es heute sogar als Mittel der Wahl eingesetzt wird.

Verschiedene Anwendungsgebiete

Bei uns wird Thalidomid heute vor allem für die Behandlung des Multiplen Myeloms in Kombination mit Chemotherapeutika, Cortison und/oder Proteasominhibitoren verwendet. Das Multiple Myelom ist eine bösartige Erkrankung des Knochenmarks. Es charakterisiert sich dadurch, daß sich entartete Plasmazellen an bestimmten Stellen des Knochenmarks anhäufen und dadurch gesunde Zellen verdrängen. Da die bösartigen Plasmazellen nicht in der Lage sind die „normalen“ Aufgaben von Immunzellen zu erfüllen, kommt es dadurch zu einer deutlichen Schwächung des Immunsystems. Durch diese unkontrollierte Vermehrung von entarteten Plasmazellen wird Knochensubstanz zerstört. Dies äußert sich bei den Betroffenen in starken Schmerzen des Bewegungsapparates und zeigt im Blutbild oft auch einen erhöhten Kalziumspiegel. Obwohl derzeit eine Heilung des Multiplen Myeloms nicht möglich ist, wurden nicht zuletzt durch die Wiedereinführung von Thalidomid die Therapiemöglichkeiten deutlich verbessert und die Zeit bis zum Fortschreiten der Erkrankung stark verlängert.

Anfertigungen mit Thalidomid erfordern ein spezielles Herstellungsverfahren und besondere Schutzmaßnahmen (Isolator). Wir in der Allerheiligen Apotheke stellen Thalidomid in den Stärken 50mg und 100mg GMP*-konform her. Jede Produktionscharge wird vor der Freigabe vom Labor der Österreichischen Apothekerkammer geprüft. Zusätzlich können wir auch jede Sonderstärke gemäß einer ärztlichen Verordnung magistral anfertigen.

Rezept- und Chefarzt-Pflicht

Der Bezug von Thalidomid ist in Österreich streng reguliert. Zusätzlich zu einem Originalrezept (chefarztpflichtig) müssen auch Dokumente, die eine Aufklärung des Patienten durch den behandelnden Arzt bestätigen (keine Verabreichung an Schwangere, etc...), beigelegt werden. Die entsprechenden Dokumente (Formblatt) stehen für Sie zum  Download (pdf) zur Verfügung. Bei Fragen kontaktieren Sie uns bitte.

Wenn Sie Thalidomid in der Allerheiligen Apotheke beziehen wollen, ersuchen wir um telefonische bzw. schriftliche Vorreservierung, um das in unserem Produktionsplan zu berücksichtigen. Wir bitten um Verständnis, dass die Produktion von Sonderstärken einige Tage Zeit in Anspruch nimmt. Wir ersuchen Sie daher, uns rechtzeitig im Vorhinein Ihr Rezept zukommen zu lassen.

*GMP= Good manufacturing practice – Industriestandard (Laut §63 AMG)

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